Dienstag, 21. April 2009

"Le Crab"

Subjektiv gefühlt war ich mal vor nicht allzulanger Zeit in der Bretagne. Das ist der Teil von Frankreich der nicht wirklich französisch ist, so wie Bayern irgendwie auch nicht deutsch ist. Dort stehen große Steine in der Gegend rum, Stadtschilder sind zweisprachig und manche sprechen noch Bretonisch, eine Art Gälisch - seis drum.
Nachdem wir am Pointe du Raz aufs Meer hinausgesehen und ich (verbotenerweise) auf den Klippen rumgeklettert bin, war der Plan was Einheimisches zu essen. Auf der Karte eines Restaurants habe ich "Le Crab" gelesen, nun ich bin kulinarisch durchaus experimentierfreudig, also habe ich das bestellt. Allerdings habe ich mir unter "Krabbe" auch ein hübsches, rotgoldenes Schalentier, ähnlich einer Languste vorgestellt. Etwa so wie in "Die Krabbe mit den goldenen Scheren" von Tim&Struppi. Was allerdings weder ich noch meine liebreizenden Begleiterinnen wußten, zumindest in der Bretagne versteht man unter "Crab" das, was im englischen bezeichnenderweise "Spidercrab" heißt. Und wie eine riesige, tote Spinne sah dieses graugrüne Ding, das vor mir auf dem Teller seine dürren Beine von sich streckte, dann auch aus. Lauwarm, mit Algen bewachsen und so ziemlich das hässlichste Tier das man (angeblich) essen kann.
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Aber bezahlt ist bezahlt, und was auf den Tisch kommt wird gegessen!
Der Bauchpanzer von dem Vieh war zwar schon geöffnet, aber der Schmodder darunter noch unappetitlicher als korsischer Madenkäse, das musste echt nicht sein. Letztlich war nur das was man aus den Beinen pulen konnte halbwegs genießbar, aber auch keine Offenbarung. Die Mädels haben ihre Muschelsuppen gelöffelt (eine weise Entscheidung) und dem Ganzen mit einer Mischung aus Ekel und Belustigung zugesehen, meine Achtung vor der französischen Küche war auf einem neuen Tiefpunkt.
Unterm Strich habe ich die Erkenntnis mitgenommen das es durchaus sinnvoll sein kann sich vorher zu informieren was in fremden Gefilden auf den Tisch kommt ehe man es ordert. Zumindest dann wenn man unangenehme Überraschungen vermeiden will.

Sonntag, 19. April 2009

Tank-Girl

Hewitt/Martin, 1988 -...
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Vorgestern hab ich mir die Filmversion nebenher angetan und dachte da müßte ich was drüber schreiben.
Die Comics sind 1988 erstmals im britischen Deadline-Magazin erschienen, die Hefte waren ein fröhlicher Mix aus Artikeln über Independentmusik und Comics, Deadline gibt es allerdings nicht mehr. Ich hatte die Hefte seinerzeit aus einer Ramschkiste gezogen und war auch gleich hellauf von Tank-Girl begeistert. Ein anarchischer Spaß bei dem sich der Zeichner unbekümmert von Logik oder Storytelling austobte und all das machte + zeigte was "seröse" Verlage tunlichst vermieden, mit schlimmen Wörtern und ohne jede "Correctness".
Tank-Girl schlug dann auch wie eine Bombe ein, mit Veröffentlichungen rund um den Globus und mediale Aufmerksamkeit ausserhalb des Comic-Ghettos. Der Hype war derart das er sogar Modetrends setzte und den Girlie/Schlampen-Look Hoffähig machte - und mit dem Erfolg war Tank-Girl auch bald darauf erledigt, die Majors witterten Geld!
Erst kaufte Dark Horse die Rechte. Die Nachdrucke waren noch OK, aber dann machten die eigene Geschichten, "Odyssee" und "Apokalypse", uninteressantes Zeug das mit dem originalen Tank-Girl kaum noch was gemein hatte. Amerikanisierter Standardkram der sich krampfhaft bemühte den britischen Chaos-Charme zu plagiieren und dabei erbärmlich scheiterte.
Mit dem Tank-Girl Film wurde 1995 der Girlie-Ikone der Gnadenschuß verpaßt. Eigentlich könnte man es dabei belassen zu sagen der Streifen ist Mist, und Fertig! So einfach mach ichs mir aber nicht. Der Film hat ca 26 Millionen gekostet und knapp 7 Millionen eingespielt, wie schafft man das mit einer Figur die derart populär war? Man ignoriert alles was den Comic ausmacht! Am schlimmsten ist, daß man eine 08/15 Endzeit-Story zusammengeschustert hat die nichtmal im Ansatz originell, vorhersehbar und voller ausgelutschter Klischees ist. Man hat versucht das Outfit aus den Comics zu kopieren, was in den überdrehten Zeichnungen aber nicht im Realfilm funktioniert, da wirkt es nur albern. Malcolm McDowell gibt wiedermal den Schurken (für Geld stellt der sich scheints vor jede Kamera) und für Lori Petty als Tankgirl war es das Ende ihrer Karriere. Am besten sind die Trickfilmsequenzen, aber die retten da auch nichts mehr. Fairerweise muß erwähnt werden das der Soundtrack wirklich gelungen ist, wer Musike Mitte der 90er mag ist damit gut beraten.
Hewitt selber hatte mit dem Film nix zu tun und kann ihn genauso wenig leiden wie die Tank-Girl Fans, ich hoffe er hat wenigstens gut an den Rechten verdient.
Anscheinend kam letztes Jahr noch eine Kurzgeschichte mit Tank-Girl raus + irgendwie war auch mal ne Trickfilmversion im Gespräch, aber der Zug dürfte endgültig abgefahren sein, Tank-Girl ist Geschichte.

Montag, 6. April 2009

10.000 BC

Roland Emmerich, 2008
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Ich hab 10.000 BC nicht im Kino gesehen und den Film gibts gerade bei Weltbild für 5€s, da macht man nichts kaputt - aber der Streifen ist auch keinen Pfennig mehr wert!
Bei Emmerich ist man ja gewohnt das seine Filme keinen Tiefgang haben und die Effekte es wieder herausreissen, bei Independence Day und Godzilla hat es super funktioniert. Ich habe auch nichts gegen platte Storys solange sie gut umgesetzt werden, aber bei diesem Steinzeit"Epos" passt gar nichts, die Story ist nicht nur Banane, sie ist Murks!
Es fängt schon damit an, daß die Figuren mit ihren Dreadlocks, unrasiert und verdreckt (man will ja realistisch sein) alle gleich aussehen. Ich hatte Probleme zu erkennen wer gerade im Bild ist, der Held oder irgendein Statist, und entsprechend egal war mir was mit ihnen passiert. Die Entwicklung des Helden vom Aussenseiter zum Chef und der Konflikt mit seinem Rivalen (der plötzlich sein Buddy ist), ist sprunghaft und kaum nachzuvollziehen. Eine Erzählstimme aus dem Off soll dem Ganzen etwas episches geben, wirkt aber nur nervig aufgesetzt. Es wird ständig von der "Legende des blauäugigen Mädchens" geschwafelt, da erwarte ich natürlich daß das Gör irgendetwas Bedeutendes leistet - Pustekuchen, sie wird entführt und das wars!
Und dann gibts natürlich die Bösen. Irgendwelche Hohepriester die ihre Schergen ausschicken um Sklaven für den Bau einer Pyramide zu besorgen, warum sie das tun? Keine Ahnung, vielleicht ist ihnen langweilig, eine Begründung dafür gibt es nicht. Der Oberbösewicht hat drei Szenen (in denen man ihn nicht einmal richtig sieht) und dann wird er unspektakulär getötet - von wegen Göttlich und so. Jeder Autor weiß, daß ein guter Schurke die halbe Miete ist und legen Wert auf seine Charakterisierung, nur Emmerich anscheinend nicht. Der Bösewicht ist scheiße drauf, alle haben Angst vor ihm und er gibt Befehle, damit hat es sich, warum, wieso, weshalb ist egal. Nun muß in Filmen nicht alles bis ins Detail erklärt werden, schließlich hat man Phantasie, aber ich möchte doch zumindest eine Motivation der Figuren erkennen, und das ist hier einfach nicht der Fall.
Wie gesagt rettet Emmerich seine Streifen meist durch Effekthascherei bw massiven CGI-Einsatz, aber auch das funktioniert hier nicht. Zugegeben gibt es ein paar sehenswerte Szenen, aber der Großteil wirkt billig, als hätte man den Kostüm- und Setfundus von Stargate-SG1 geplündert. Generell wirkt die zweite Hälfte von 10.000 BC auch wie eine Fortsetzung von Stargate, nur ohne interessante Darsteller und auf TV-Niveau.
Beim Finale habe ich dann Bauchschmerzen bekommen so hahnebüchen, kitschig und aufgesetzt ist es, das hat wirklich weh getan, wie kann ein erfahrener Regisseur und Autor so einen schwülstigen Mist produzieren? Und wieso ist dieser Quatsch einer der erfolgreichsten Filme 2008 gewesen? Eines der großen Rätsel unserer Zeit.