Auch hierzulande werden (mehr oder weniger beachtet) Auszeichnungen für Comics vergeben, meist im Rahmen einer Comicveranstaltung um selbige etwas aufzuwerten. Momentan am geläufigsten sind der
Max+Moritz-Preis des
Comic-Salons, der
Sondermann der
Frankfurter Buchmesse und der jährliche
ICOM-Preis. Schöne Sache sollte man meinen, aber jedesmal gibts Gezerfe und Unmutsäusserungen ob der Preisvergabe. Woran liegts?
Es gibt zwei Möglichkeiten Preise zu vergeben, man läßt das Publikum abstimmen oder eine Jury. Beides hat Vor- und Nachteile, aber letztlich entscheidet der persönliche Geschmack und über den kann man (nicht) streiten.
Der
M&M-Preis hat aus der Sicht des
normalen Comiclesers deutlich an Ansehen verloren, Grund: Es ist ein
Kritikerpreis. Hier werden Titel nominiert die teilweise kaum einer kennt, und man versucht auf Teufel komm raus den bösen "Mainstream" zu vermeiden um in den Pantheon der "Kunst" vorzustoßen. Hier wird sehr deutlich, daß sich die Meinung von
Kritikern und
Lesern darüber was Preiswürdig ist und was nicht idR meilenweit unterscheidet. Ziemlich disqualifiziert hat man sich dieses Jahr mMn durch die Auszeichnung eines Titels der zwar erst am Vortag der Preisvergabe auf Deutsch erschienen ist, dafür aber während der gesamten Veranstaltung dermassen omnipräsent war, daß eigentlich kein Zweifel bestand wer den Preis bekommt.
Der
Sondermann krankt daran, daß hier nicht nach Klasse sondern nach Masse, dh was sich am
besten verkauft hat, nominiert wird und das Publikum (Dh im wesentlichen die Leser einer bestimmten Online-Zeitung) dann abstimmt wer die Preise bekommt. An und für sich eine korrekte Methode, sie hat nur einen kleinen Haken. Der Normalbürger hat nämlich idR kaum Ahnung von Comics, bw was es in diesem Medium überhaupt gibt.
Da wird das gekauft was man kennt, ich schätze mal dreist: Kaum einer dürfte mehr als ein halbes Dutzend Titel bw Comicfiguren kennen. Das ist dann so, als würde man das TV-Programm auf
DSDSS und
GZSZ reduzieren und dann sagen eins von beiden ist das Beste was TV gezeigt wird. Folgerichtig bekam diesmal ein Titel den Preis der unter Kennern als Schlechtester der ganzen Serie gilt.
Der
ICOM-Preis hat indes intern das höchste Ansehen - und ist seltsamerweise weit weniger bekannt. Eigentlich sollten mit dem
ICOM herausragende
Independent-Comics ausgezeichnet werden, nur läßt sich mittlerweile nicht mehr halbwegs klar definieren was Independent ist und was nicht. Hier entscheidet zwar auch eine Jury, aber die besteht nicht aus selbstgefällig/verkopften Kritikern, sondern großteils aus Leuten die auch Comics machen, dh Ahnung von der Sache und Kontakt zum Fußvolk haben. Leider konnte man hier in letzter Zeit einen Trend beobachten sich dem
M&M-Preis anzunähern. Das dieses Jahr ein Titel den
ICOM- und den
M&M-Preis bekommen hat berührte den ein oder anderen doch etwas peinlich.
Nuja, wie gesagt wird dann in schöner Regelmässigkeit im
Comicforum gemeckert, und immer mit demselben Ablauf - wäre sicher lustig das mal von einem Psychologen analysieren zu lassen. Die an der Prämierung Beteiligten reagieren dünnhäutig, und früher oder später mit dem Vorwurf von Neid und Ahnungslosigkeit (- so sie überhaupt reagieren, die meisten Juroren sind in dieser größten Comic-Community überhaupt nicht aktiv). Die Störenfriede halten mehr oder weniger sachlich dagegen und fordern, daß das ganze Prozedere der Preisvergabe geändert werden muß um ein "gutes" Ergebnis zu bekommen, wie auch immer das aussehen soll. Irgendwann wird auf Formulierungen in den Kommentaren herumgeritten nur um das letzte Wort zu haben, Und letztlich spricht jemand ein Machtwort ala "Diskussion beendet! Setzen!" - bis zur nächsten Preisvergabe.
Nebenbei, bei einigen Juroren habe ich keine Ahnung was sie für den Job qualifiziert und wer sie benennt, da tauchen zT Namen auf die mir überhaupt nichts sagen.