Freitag, 27. August 2010

Von Vampiren und Covern

Neulich war ich im heimischen Realmarkt in der Bücherecke. Die ist eigentlich schön praktisch nach Genres aufgeteilt: Krimis, Kinder-, Sachbücher, Historische- und phantastische Romane. Nun stehe ich vor dem Fantasykram und denke mir "Was soll das denn?". Mindestens 2/3 aller Bücher haben irgendwelche Vampire als Thema und alle(!) nahezu identische Titelbilder. Auf jeden Cover ist irgendein schwules Fotomodel zu sehen, oft mit noch mit nackichen,durchtrainierten Oberkörper und immer mit nichtssagenden Gesichtsausdruck. Natürlich mit dunklem Hintergrund (sind ja schließlich Vampire) und idR blau abgetönt, ganz innovativ ist bei einem ein Arschgeweih auf der rasierten Brust zu sehen. Irgendwie sieht das für mich wie Barbara Cartland für Emos aus, oder wie mal ein Kollege von mir meinte "für ungefickte 16jährige Mädchen". Die Handlung ist auch immer dieselbe, ein offensichtlich pupertäres "(jungfräuliches) Mädchen liebt (unverstandenen) Vampir", leichte Variationen inklusive. Warum diese Schmonzetten ankommen? Nu, wenn ein Mädel ihren ersten Freund hat sind die Eltern meist wenig erfreut, wissen die doch, das es Jungs in dem Alter primär ums poppen geht, was das Töchterlein meist nicht einsieht und sich (und den Typ) unverstanden fühlt - was in dem Alter eigentlich auch normal ist. Diese Situation kann man wunderbar in diesen Vampir-Schwarten umsetzen, da finden sich die kleinen, pupertierenden Mädchen wieder. Und es ist auch noch im Trend und damit nicht so peinlich wie Mutters Förster vom Silberwald - auch wenn da unterm Strich kein relevanter Unterschied besteht. Klar, alles "Biss..." Trittbrettfahrer, da kommt ein Blockbuster und jeder Schreiberling versucht im Strom mitzuschwimmen und die Verlage machen fröhlich mit weil man ja Geld verdienen will+muß. Nichts Neues, das gleiche Spielchen kennen wir mit Serienmördern, Pathologen, Zauberlehrlingen, Kirchenverschwörern etc. Immer wenn etwas Erfolg hat kommt ein Wust von mehr oder weniger originellen identischen Titeln - bis die Masche sich totläuft bw der Markt völlig übersättigt ist und es keiner mehr sehen kann.
Aber warum versucht man nicht wenigstens mit den Covern sowas wie Individualität vorzugaukeln? Mögliche Antworten wären: 1.Die Romane sind so armselige Klone, daß sie schlicht kein ansprechendes Motiv bieten. 2.Man möchte ein durchgehende Covergestaltung. 3.Man versucht sich an das Cover eines Erfolgstitels anzuhängen (dummerweise kommen alle Verlage gleichzeitig auf diese Idee), die Produktionszeit dauert bis zu einem Jahr und wenn die Bücher dann im Regal stehen sehen alle gleich aus (Überraschung!).
Den gleichen Automatismus kann man auch bei Fantasyromanen sehen. Eine zeitlang prangte auf jedem zweiten Titelbild eine große Waffe (Schwert, Keule etc ), und zwar nicht nur bei einer Serie eines Autors sondern Verlagsübergreifend. Dann waren es (Fotorealistische) Landschaften, meist mit Burg undoder düsterdräuenden Wolken, oder auch mal sehr beliebt, muskelbepackte grimmig guckend Barbaren.

Vielleicht täusche ich mich ja, aber ich habe das subjektive Gefühl früher waren Titelbilder abwechslungsreicher und nicht alle aus einer Schublade. Und bin mal neugierig was nach den Vampiren gehypt wird.

3 Kommentare:

Diana Kennedy hat gesagt…

Das wirklich peinliche an der ganzen sache ist doch, dass das "Original" welches den Emo-Vampir Hype ausgelöst hat - dieses "Twilight" - selbst schon grottigster, kitschigster und reaktionärster Schund ist, den man sich nur denken kann. Da hat es die Horde an rittbrettfahrern direkt schwer, den Müll noch zu unterbieten.

A.E. hat gesagt…

"Barbara Cartland für Emos"
haha :D sehr geil treffend !

Geier hat gesagt…

@Diana. Kann ich so nicht beurteilen, ich stehe generell nicht auf Liebesgeschichten... obwohl, "Near Dark" hat mir gefallen...
@AE. Freut mich, daß ich dich immer wieder amüsieren kann:)